Man schrieb das Jahr 1982, als sich in Düsseldorf die Ex-Mitglieder der Band ZK Campino, Kuddel und ihr Roadie Andi mit dem Ex-KFC-Schlagzeuger Trini, dem Ex-Schaffner-Gitarristen Walter und Campino's Schulfreund Breiti zusammentaten und Die Toten Hosen gründeten. Ihr Ziel war es, für kleines Eintrittsgeld vor kleinem Publikum zu spielen. Ihre Debüt-Singles "Wir sind bereit" und "Reisefieber" wurden an nur einem Nachmittag eingespielt. Im Herbst 1982 ging es das erste Mal auf Tour. Richtig spielen konnte sein Instrument keiner; Andi montierte sogar zwei seiner vier Basssaiten ab, um besser damit klar zu kommen.
Nachdem Walter November die Band wegen den Zeugen Jehovas verlassen hatte, begann man 1983 mit der Produktion der ersten LP. Im Zuge dessen wurde auch der erste Videoclip gedreht: "Eisgekühlter Bommerlunder". Er wurde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht gezeigt und die Kirche wurde nach den Dreharbeiten neu geweiht.
Der Erfolg der ersten Platte "Opel Gang" kam für alle überraschend. Die Hosen galten ab sofort als Deutschlands Punkband Nr. 1. Campi und Breiti leisteten neben der Band ihren Zivildienst im Düsseldorfer Landeskrankenhaus für psychisch Kranke ab und reisten mit dem Rest der Truppe auf Einladung des Goethe-Instituts nach Frankreich. Im April 1984 kam der "wahre Heino" mit auf Tour, was für einigen Wirbel sorgte. Norbert Hähnel brachte im Vorprogramm der Hosen eine furiose Playback-Nummer des "echten Heinos", was diesen veranlasste, vor Gericht zu ziehen. Der legendäre BBC-Radiomoderator John Peel lud die Jungs dann im Juli nach London in seine Show ein. Und da gerade alles so rund lief, nahm man auch gleich den zweiten Longplayer "Unter falscher Flagge" auf.
1985 nahmen die Hosen aufgrund notorischer Leere in der Bandkasse das Angebot an, im "Formel-Eins-Film" mitzuspielen. Bei der anschließenden Tour gab es laut bandeigener Statistik bei 28 von 38 gespielten Konzerten Ärger in Form von Schlägereien, Auftrittsverboten etc. Zum Ende des Jahres verließ Trini Trimpop die Band und wechselte kurz darauf vom Schlagzeuger zum Trainer (neudeutsch Manager). Und am Düsseldorfer Landgericht hatte zwischenzeitlich der Prozeß um "Heino" begonnen. Die Toten Hosen erschienen komplett mit blonden Perücken und schwarzen Sonnenbrillen. Diese Solidarität brachte Norbert Hähnel jedoch nichts, er wurde trotz diesen Einsatzes zu 10.000,00 DM Geldstrafe verurteilt.
Eine glückliche Fügung, dass der Band im Januar 1986 der Schlagzeuger Wölli über den Weg lief, denn mit ihm hatten sie neben Kuddel endlich einen zweiten Musiker, der wusste, wie man mit seinem Instrument umzugehen hat. Im Mai folgte das dritte Album und eine weitere Tour, die unter anderem das legendäre Konzert auf Helgoland mit sich brachte, das zwar aufgrund einer polizeilichen Verfügung abgesagt werden musste, von den Hosen jedoch kurzerhand zum Fußballspiel umgewandelt wurde. Man kickte unter den verwirrten Blicken von mehreren hundert Ordnungshütern. Highlight Nummer 2 des Jahres 1986 war der Auftritt auf dem Anti-WAA-Festival in Wackersdorf. Selig vereint spielten Die Toten Hosen mit der deutschen Rockoberliga vor 100.000 Zuschauern zu den Klängen von "Ficken, Bumsen, Blasen" :-).
Im Jahr darauf wurde mit der Platte "Never mind the Hosen – here's die Roten Rosen" der deutsche Schlager gecovert und es wurde nachhaltig dokumentiert, dass Schlager durchaus auch punk- und hosentauglich sein kann. Mit diesem Album stieg die Band zum ersten Mal in die Verkaufscharts ein. Kurz darauf wurde die erste Live-Platte veröffentlicht. Einzig Wölli machte in diesem Jahr bleibend schlechte Erfahrungen, als er sich auf dem Roskilde-Festival bei dem Versuch in die Boxen von Europe zu pinkeln den Fuß brach.
... und dann kam Alex! Und mit ihm Platinauszeichnung und Hosenhysterie. Die Hosen schrieben die Musik zur Theateraufführung von "Clockwork Orange" im Bonner Schauspielhaus und standen ein halbes Jahr lang mit auf dessen Bühne. Aus dieser Statistenrolle entstand "Ein kleines bisschen Horrorshow".
Die 80er wurden mit einer fünf Monate dauernden Tour beendet, die etwas anders war als die vorherigen, denn es waren zwar noch nicht die ganz großen Hallen, dafür aber je zweimal in den mittelgroßen. Außerdem wurde von jeder Eintrittskarte eine "Fortuna-Mark" einbehalten, die dafür verwendet wurde, dem Lieblingsclub Fortuna Düsseldorf zwei Spieler zu "schenken". Es klappte nicht ganz, aber immerhin bezahlten die Hosen bei Tony Baffoe das rechte Bein. Der Jahreswechsel wurde im Studio verbracht, um das siebte Album einzuspielen.
Und genau dieses Album mit dem Titel "Auf dem Kreuzzug ins Glück" sollte das erste Nummer-Eins-Album in der Bandgeschichte werden. Breiti nannte es "den Eintritt in die Champions League". Und damit sollte er gar nicht so unrecht behalten, denn es folgte ein Konzert im Vorprogramm der "Rolling Stones" im Müngersdorfer Stadion in Köln und eine tägliche Rubrik in der "taz" von der Fußball-WM in Italien.
Da man 1991 ausgebrannt und erschöpft war, entschied man sich für einen Schritt zurück, um nach vorne zu kommen. Man musste sich neu orientieren und neu erfinden. Nach dem Motto "Back to the roots" entstand die Idee zu "Learning English – Lesson One". Die Hosen luden ihre Idole ins Studio ein und nahmen mit ihnen 23 Coverversionen von Punkklassikern auf. Bekannteste Mitstreiter u. a. Joey Ramone und Johnny Thunders, der leider nur wenige Tage nach den Aufnahmen zu "Born to loose" verstarb. Die Krönung dieser Aktion war die Reise nach Rio de Janeiro, wo zusammen mit der englischen Posträuber-Legende Ronald Biggs "Carnival in Rio (Punk was)" aufgenommen wurde. "Learning Englisch" wurde später in Japan, Australien und den USA veröffentlicht.
Von März bis Oktober 1992 tourte man unter dem Motto "Menschen, Tiere, Sensationen" durch die ganze Welt; Auftritte in Schweden, Argentinien, Brasilien, England und Norwegen pushten die Stimmung innerhalb der Band. Während sie sich im Ausland aufhielten, machte sich in Deutschland Ausländerfeindlichkeit breit, was die Hosen veranlasste, die Single "Sascha – ein aufrechter Deutscher" zu veröffentlichen und die Erlöse aus deren Verkauf dem "Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" zur Verfügung zu stellen. Die Republikaner versuchten, die Single wegen parteilicher Verunglimpfung verbieten zu lassen, was jedoch zur Folge hatte, dass dies nur noch mehr Aufmerksamkeit darauf lenkte und die Single so über eine halbe Million Mark eingespielte.
Drei Jahre nach der letzten Veröffentlichung einer regulären Studioplatte, wurde 1993 "Kauf mich" auf die Menschheit losgelassen. Es wurde laut Campino die zynischste Platte, die die Hosen je gemacht haben (und zu meiner erklärten Lieblingsplatte – Anmerkung der Webmasterin). Nach "Sascha" folgte die Auskopplung "Wünsch DIR was", wozu die Jungs im arschkalten New York unter Extremsituationen ein spektakuläres Video drehte – wer 20x hintereinander Achterbahn gefahren ist, weiß was gemeint ist :-). Die folgende Tour reichte von "Magical-Mysteriy-Shows" vor vier Zuschauern über Clubs bis hin zu Stadionshows vor 60.000 Leuten im Vorprogramm von U2. Und da man gerade so schön in Stimmung war, kam gleich noch das erste Best-of-Album "Reich & Sexy" mit den für die Band schönsten Coveraufnahmen aller Zeiten....
Es folgte das Jahr 1994 und die Düsseldorfer waren mit drei Alben in den Charts vertreten: neben "Kauf mich" und "Reich & Sexy" hatten sie nämlich noch schnell eine englische Version der "Reich & Sexy" aufgenommen mit dem Titel "Love, Peace & Money". Die Tour in Deutschland fand vor insgesamt 200.000 Menschen statt und um nicht völlig abzuheben tourte man gleich noch durch Europa, Südamerika, den USA und Japan. In Buenos Aires spielte die Band vor über 4.000 Begeisterten, die ihr Hotel rund um die Uhr belagerten, in Amerika spielten sie im Vorprogramm von "Green Day" und in Istanbul nahmen die 3.000 meist jugendlichen Fans nach dem Konzert vor lauter Begeisterung die halbe Anlage mit. Es folgte am Ende des Jahres noch ein Gastauftritt im 300sten "Tatort" in schicken Matrosenanzügen.
Ein lange gehegter Traum wurde 1995 erfüllt: die Gründung des bandeigenen Labels JKP (Jochens kleine Plattenfirma). Und obwohl die Band dieses Jahr etwas ruhiger angehen wollte, startete sie bei "Radio Fritz" ihre eigene Radiosendung und lieferte sich mit der Düsseldorfer EG ein filmreifes Eishockeyspiel, das sie allerdings trotz wochenlangen Trainings mit dem befreundeten DEG-Spieler Uli Hiemer 10:11 gegen die Leningrad Cowboys und der finnischen Nationalmannschaft verloren. Die ersten sieben Singles wurden in Form einer Maxi-CD-Box "Musik war ihr Hobby" neu veröffentlicht und das Weihnachtskonzert fand vor Inhaftierten in der Düsseldorfer Justizvollzugsanstalt Ulmer Höhe statt.
Neues Jahr, neues Glück – das Album "Opium fürs Volk" brachte mit "Zehn kleine Jägermeister" die erste Nummer-Eins-Platzierung in den Single-Charts hervor. Und es wäre langweilig, wenn die Hosen nicht für Überraschungen gut wären. Sie nahmen mit der "lautesten Verstärkeranlage auf Rädern" (O-Ton Campino) am Düsseldorfer Karnelvalsumzug teil. Die Ramones gaben ihr Abschiedskonzert in Buenos Aires und luden neben Iggy Pop auch die "Pantalones Muertos" aus Düsseldorf ein. Es folgte das zweite Live-Album "Unterwegs im Auftrag des Herrn" und die dazugehörige Tournee.
Manchmal liegen Freude und Leid, Spaß und Trauer eng beieinander. Campi, Andi, Breiti, Kuddel und Wölli wollten sich 1997 ihren größten Traum erfüllen und ihr 1.000stes Konzert im Rheinstadion vor 60.000 Fans spielen. Es sollte jedoch der schlimmste Alptraum der Bandgeschichte werden. Rike Lax, ein junges Mädchen aus den Niederlanden, starb im Gedränge vor der Bühne. Die Band wollte das Konzert sofort abbrechen, auf Anraten von Polizei und Feuerwehr spielten sie das Konzert trotzdem zu Ende, um ein größeres Chaos zu vermeiden. Alle weiteren Gigs wurden jedoch abgesagt und die Band dachte ernsthaft über eine Trennung nach. Es bewährte sich aber, dass sie eine Band aus Freunden waren, die sich länger und besser kannten, als die meisten Menschen um sie herum. So kamen sie zu dem Schluß, dass die Band, die Musik und das Miteinander auch nach all den Jahren das Wichtigste in ihrem Leben war.
Um langsam wieder unverkrampft und ohne Angst auf einer Bühne zu stehen, nahmen die Jungs das Angebot an, bei der Vans-Warped-Tour durch Neuseeland, Australien, Asien und auf Hawaii teilzunehmen. Fernab von Deutschland und dem Rheinstadion fanden die Hosen den Weg auf die Bühnen dieser Welt zurück. Es folgte die englische Single "Pushed again" und mehrere Magical-Mystery-Konzerte als "Rheinpiraten aus Düsseldorf". Zurück in Düsseldorf hatten sich die Roten Rosen im Proberaum breit gemacht und man wurde genötigt, gemeinsam das Weihnachtsalbum "Wir warten aufs Christkind" in Angriff zu nehmen.
Anfang des neuen Jahres war ein ausgedehnter Urlaub fällig. Alle fünf fuhren auf Motorrädern durch Indien. Erst gegen Ende des Jahres erschien dann das Album "Unsterblich". Die erste Single "Schön sein" wurde für zwei Tage kostenlos zum Download ins Internet gestellt und unglaubliche 100.000 Fans aus 73 Ländern, darunter die USA, Australien, Argentinien und die Kokos-Inseln klickten die Homepage der Hosen an. Wölli legte aufgrund eines langwierigen Bandscheibenvorfalls die Drumsticks aus der Hand und übergab an seinen Roadie Vom Ritchie. Er blieb aber nach wie vor ein vollwertiges Mitglied der Band.
Quelle: Biografie der Toten Hosen – Stand: 23.11.2008
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