Wüstenfuchs Rommel
Erwin Rommel wurde am 15.11.1891 in Heidenheim an der Brenz als Johannes Erwin Eugen Rommel geboren. Sein Vater war der evangelische Professor Erwin Rommel (verstorben am 05.12.1913), seine Mutter hieß Helene (geb. Luz). Seine drei Geschwister hießen Gerhard, Helene und Karl. Er wollte Flugzeugingenieur werden, sein Vater stellte ihn jedoch vor die Wahl Lehrer zu werden wie er selber oder Offizier. Der junge Erwin entschied sich für letzteres. Nach Abschluß des Realgymnasiums in Schwäbisch Gmünd trat er als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment König Wilhelm (6. Württembergisches) Nr. 124 in Weingarten ein.
1911 lernte er während eines Balls in der Danziger Kriegsschule die damals 17jährige Lucia Maria Mollin, genannt Lucie, kennen. Die beiden heirateten 1916. Erwin Rommel verliebte sich jedoch auch in die 20jährige Walburga Stemmer, mit der er eine Tochter namens Gertrud hatte. Das uneheliche Kind wurde zunächst geheim gehalten und später im Dritten Reich als seine Nichte ausgegeben. Mit seiner Ehefrau Lucie hatte Rommel einen gemeinsamen Sohn – Manfred, geboren am 24.12.1928 (späterer Oberbürgermeister von Stuttgart).
Am 01.03.1914 wurde der damalige Leutnant Erwin Rommel zur 3. Kompanie des Württembergischen Feldartillerie-Regiments Nr. 49 nach Ulm versetzt.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges kämpfte er gleich in den ersten Tagen des Krieges.
1913 - Auszeichnung: Eisernes Kreuz zweiter Klasse
1914 - Auszeichnung: Eisernes Kreuz erster Klasse – Beförderung zum Oberleutnant
Nach einer Verwundung wurde er als Kompanieführer der 9. Kompanie Infanterieregiment 124 in die Argonnen versetzt. Nach einer Verletzung am Bein kam er 1915 zum Württembergischen Gebirgsbataillon. Dort wurde er Kompanieführer. Im Jahr 1916 folgte die Verlegung an die rumänische Front und im Oktober 1917 nahm er als Oberleutnant an der Offensive in Italien teil.
Im Oktober 1917 erstürmte er mit seinen Soldaten den Monte Matajur in den Julischen Alpen, was den Höhepunkt seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg darstellte. Rommels außergewöhnliche Art Krieg zu führen zeigte sich hier zum ersten Mal. Diese Offensive gilt als die erste erfolgreiche Umsetzung eines Blitzkrieg-Konzepts. Rommel erhielt für die Erstürmung des Berges den Orden "Pour le Mérite". Allerdings musste er sich erst beschweren, um diesen Orden zu erhalten. Eine andere Einheit hatte nämlich fälschlicherweise zuerst den Erfolg für sich reklamiert. Später schrieb Rommel ein Buch über diesen Angriff mit dem Titel "Infanterie greift an", welches knapp 20 Jahre später großen Erfolg hatte.
1918 - Beförderung zum Hauptmann
1919 folgte die Versetzung nach Friedrichshafen als vorläufiger Kompaniechef der Württembergischen Reichwehr-Brigade, von 1921 bis 1929 war Rommel Chef einer Schützenkompanie im Infanterieregiment 13 in Stuttgart und Ludwigsburg.
Im Oktober 1928 starb Walburga Stemmer an einer Lungenentzündung. Von da an kümmerten sich Rommel und seine Frau Lucie um seine uneheliche Tochter Gertrude. Rommel bezeichnete sie allerdings in der Öffentlichkeit immer als seine Nichte. Im Dezember 1928 wurde sein Sohn Manfred geboren.
1933 - Beförderung zum Major
Mündlichen Überlieferungen zufolge hat Rommel in Goslar den pensionierten General Ernst von Oven vor SA-Männern geschützt, indem er einen Maschinengewehrposten in Ovens Treppenhaus postierte. Oven wurde von den SA-Männern bedroht, weil er trotz Boykotts in jüdischen Geschäften eingekauft hatte.
1935 - Beförderung zum Oberstleutnant
1937 wurde sein Buch "Infanterie greift an" bereits eine halbe Million mal verkauft und erregte die Aufmerksamkeit Adolf Hitlers.
1938 - Beförderung zum Oberst und kurzzeitige Ernennung zum Kommandeur des Führer-Begleitbataillons
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Rommel zum Kommandanten des Führerhauptquartiers ernannt, das während des Polenfeldzuges in einem Eisenbahnzug untergebracht war.
Rückwirkend zum 01.08.1939 wurde Rommel zum Generalmajor befördert.
Rommel begleitete Hitler oftmals bei Ausfahrten mit dem Auto zu Führungsstäben der Truppenteile. Nach dem Polenfeldzug kam Hitler Rommels Wunsch, eine Panzerdivision zu führen, nach. Rommel wurde von Hitler im Februar 1940 zum Kommandeur der 7. Panzerdivision ernannt. Während des Westfeldzugs operierte seine Division so schnell, dass selbst das eigene Oberkommando nicht immer wusste, wo sie sich gerade aufhielt. Deshalb erhielt sie den Beinamen "Gespensterdivision".
Es folgte die Verleihung des Ritterkreuzes und die Beförderung zum Generalleutnant.
Anders als die meisten anderen Divisionskommandeure der Wehrmacht hielt sich Rommel immer in der Nähe der Front auf – "Wo Rommel ist, ist vorn" hat sich seinen Soldaten schon vom ersten Kampftag an eingeprägt.
Im Februar 1941 bekam Rommel den Befehl, mit dem Afrikakorps den Bündnispartner Italien bei seiner Verteidigung zu unterstützen. Rommels Einheiten überrannten während des Afrikafeldzugs nahezu die gesamte Cyrenaika, verdrängten die Briten aus Benghasi und kesselten im April die Festung Tobruk ein. Sein Vormarsch endete erst, als er mangels Nachschub stehen bleiben musste.
Am 20.03.1941 wurde Rommel für seine Verdienste in Libyen mit dem "Eichenlaub" zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Im Juli folgte die Beförderung zum General der Panzertruppen.
Rommels Situation in Afrika wurde jedoch durch die deutsche Führung, insbesondere Hitler selbst, erschwert, da Afrika von der Führung nur als Nebenkriegsschauplatz betrachtet wurde und die Nachschublieferungen vorrangig in den Osten kamen. Die britische Großoffensive Crusader am 19.11.1941 zwang Rommel zum ersten Mal zum Rückzug. Daraufhin verkürzte er die Nachschublinien, führte Verstärkung herbei und bluffte die Engländer, indem er Panzerattrappen auf Volkswagen montieren und diese ständig im Kreis fahren ließ. Die dabei aufgewirbelten Staubwolken sollten das Herannahen eines großen Panzerverbandes anzeigen, woraufhin die Briten ihren Kampf abbrachen und sich zurückzogen.
Ab Januar 1942 arbeitete Rommel zugleich an dem Ausbau seines Afrikakorps zu einer Panzerarmee. Infolge dessen konnte er wieder erfolgreich zum Gegenangriff übergehen und letztendlich die 1. britische Panzerdivision einkesseln.
Aufgrund dieser strategischen Leistung erhielt er am 20.01.1942 die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und zwei Wochen später die Beförderung zum Generaloberst.
In den folgenden Monaten eroberte Rommel durch seine Offensive das gesamte zuvor verloren gegangene Gebiet zurück und hisste am 21.06.1942 die deutsche Flagge über der Festung Tobruk.
Dafür wurde Rommel zum Generalfeldmarschall befördert und war mit 51 Jahren der jüngste dieses Ranges in der Wehrmacht.
Er schloß kurze Zeit später vier britische Divisionen ein, woraufhin die britische Flotte vorsorglich bereits mit der Räumung des Hafens von Alexandria begann. Rommels Truppen rückten schließlich bis nach Ägypten vor. Die Folge waren hoffnungslos überdehnte Versorgungswege, ein Mangel an Material und die physische Ermüdung der Soldaten. Die deutschen Nachschubwege wurden zudem von Malta aus von den Briten bekämpft. Rommel verfügte nur noch über 70 Panzer. Die Landung der Amerikaner in Afrika und die sich langsam erholende britische Armee veränderten die Situation. Die Erfolge gegen die Nachschublinien beruhten zum großen Teil auf entschlüsselten Funkbotschaften der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma durch Bletchley Park (= militärische Dienststelle, die die Verschlüsselungsmethoden des Nachrichtenverkehrs der deutschen Wehrmacht erfolgreich brachen).
Im Oktober 1942 begannen die Aliierten ihre Gegenoffensive. Dabei besaßen die Briten rund 150.000 Mann, 1.000 Panzer und Flugzeuge. Rommel musste den Rückzug antreten. Am 03. November besaß das Deutsche Afrikakorps noch 24 Panzer. Die Hälfte der Mannschaften und der Artillerie war verloren. Der Großmufti von Jerusalem bot Rommel an, alle "Mohammedaner" in Nordafrika gegen die Anglo-Amerikaner zu mobilisieren und einen Partisanenkrieg gegen sie zu führen. Dafür wollte er die Zusicherung Hitlers und Mussolinis, nach dem Kriege Nordafrika zu entkolonialisieren. Dieses Angebot war in Rommels Strategie ein Faktor – aber Hitler lehnte aus Rücksicht auf Mussolini ab.
1943 wurden Rommel für seine Erfolge mit dem Afrikakorps die Brillianten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen.
Einen Monat später wurde er auf Befehl von Hitler aus dem Kessel, in dem sich das deutsche Afrikakorps nun befand, ausgeflogen, um ihm eine Niederlage zu ersparen. Am 12.05.1943 kapitulierte das deutsche Afrikakorps mit rund 120.000 Mann vor den britischen und US-amerikanischen Truppen in Tunis. Bis heute herrscht unter den meisten Fachleuten die Ansicht, der Kampf des Afrikakorps gegen die 8. britische Armee sei ein "ritterlicher Kampf" und beiderseits ohne Hass gewesen. Dies wird kaum bestritten und durch Zeitzeugen beider Seiten bestätigt. So vereinbarte man regelmäßig Kampfpausen, um die Verwundeten zu versorgen. Dabei wurden auch die Verwundeten des Gegners versorgt, je nachdem wo sie lagen. In Kampfpausen kam es zu nahezu kameradschaftlichem Umgang der Gegner (Zigarettenaustausch usw.). Dies ist beispiellos, nicht nur für den Zweiten Weltkrieg.
Besonders bedeutsam aber war die Befehlsverweigerung Rommels gegenüber Hitler, deutsche Gefangene zu liquidieren, die sich zuvor auf die Seite der Engländer geschlagen hatten. Für diese "Ritterlichkeit" und auch für seine brillante Kriegsführung war Rommel auch von den Alliierten geachtet und sogar beliebt. Winston Churchill "grüßte" ihn sogar in einer öffentlichen Ansprache. Er bekam von Engländern und Amerikanern den Spitznamen "Dessert Fox" verpasst – Wüstenfuchs!
Rommels Truppen besetzten nach dem Sturz Mussolinis Italien, um bei einer alliierten Invasion die Gegner zurückzuschlagen. Am 19.10.1943 wurde Rommel versetzt, da man ihm Pessimismus vorwarf.
Im November 1943 erhielt Rommel als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B auch das Kommando über den Atlantikwall an der französischen Atlantikküste. Rommel ging davon aus, dass der Feind im Falle einer Invasion in der Normandie, direkt am Strand mit Panzern zurückgeschlagen werden müsste. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Heeresführer Gerd von Rundstedt wurde diese Taktik jedoch nicht umgesetzt. Für den 06.06.1944 wurde vom deutschen Wetterdienst ein Unwetter vorausgesagt, was eine alliierte Invasion unmöglich erscheinen ließ. Zudem hatte Rommels Frau Lucia an diesem 06.06. ihren 50. Geburtstag. Rommel entschied sich also, zu seiner Frau zu fahren. Folglich befand sich Rommel am Tag der Invasion (D-Day) bei seiner Frau in Deutschland. Kurz nach der Invasion wurde Rommel bei einem amerikanischen Tieffliegerangriff schwer verwundet. Er musste somit den Oberbefehl über die Heeresgruppe niederlegen. Nach dem Attentat vom 20.07.1944 wurde er von Mitgliedern der Wehrmachtsführung der Mittäterschaft beschuldigt, vor allem da Oberstleutnant Dr. Cäsar von Hofacker dies unter Folter aussagte. Rommel zählte nicht zum Widerstand, der das Attentat plante und ausführte. Er gehörte allerdings zum weiteren Kreis der grundsätzlich in die Verschwörung eingeweihten höheren Offiziere. Im Zusammenhang mit der Frage, wie weit Rommel inhaltlich in den Widerstand eingebunden war, ist eine Stellungnahme von Rommels Witwe erhellend, die im September 1945 unter anderem sagte: "Ich möchte nochmals feststellen, dass mein Mann nicht an den Vorbereitungen und der Ausführung des 20.07.1944 beteiligt war, da er es als Soldat ablehnte, diesen Weg zu beschreiten". Ein Offizier Rommels erinnert sich jedoch an folgende Worte, die Rommel in einer Unterhaltung einmal herausgerutscht waren: "Glauben Sie nicht, es wäre besser gewesen, es hätte am 20. Juli geklappt?". Es gab jedoch Interessen, Rommel mit dem Widerstand in Verbindung zu bringen. So hätten prominente Widerständler den "Faktor Rommel" gerne genutzt, obwohl sie in ihm den Hitler-Protegé sahen. Rommel war der populärste deutsche Soldat und neben Hitler der zweitbekannteste Deutsche. Zwei Offiziere sollten ihn für den Widerstand gewinnen, unter ihnen Oberstleutnant von Hofacker, der bei Rommel eintraf, als das Datum des beabsichtigten Attentats bereits feststand. Hofacker und der zweite Offizier Hans Speidel wurde nach dem gescheiterten Attentat Opfer der brutalen Rache Hitlers. Hofacker hatte Rommel unter der Folter belastet, Speidel entging der Folter und Hinrichtung, indem er in Verhören angab, Rommel über die Pläne informiert zu haben.
Da Rommel unter anderem auch auf der Liste des führenden Widerständlers Carl Friedrich Goerdeler als möglicher Nachfolger Hitlers als Reichskanzler geführt wurde, hatten Rommels Feinde und Neider im Oberkommando der Wehrmacht genügend gegen ihn in der Hand. Dabei hatte Rommel noch wenige Wochen vor dem Attentat einen von ihm als gar nicht notwendig und eher als unsolidarisch erachteten erneuten Treueschwur der Feldmarschälle pro Hitler unterschrieben. Er hatte am 01.10.1944 – zwei Wochen vor seinem erzwungenen Suizid – ein Schreiben an Hitler verfasst, in dem er sich nichtsahnend für seinen militärischen Untergebenen Speidel verwandte. Dieses Schreiben schloß er mit einem absoluten Loyalitäts-Bekenntnis ("Nur ein Gedanke beherrscht mich immer, zu kämpfen und zu siegen für unser neues Deutschland. Heil, mein Führer.")
Aber Rommel wurde dennoch in den Strudel der Ereignisse gezogen. Immerhin war er einer der wenigen Generäle, die nach der Invasion 1944 die Aussichtslosigkeit der Lage erkannten und sich nicht scheuten, dies auch deutlich zu sagen. Als feststand, dass die Alliierten sich festgesetzt hatten und nicht mehr zu vertreiben waren, schrieb er Hitler einen Bericht, in dem er ihn aufforderte, politische Konsequenzen aus der aussichtslosen Lage zu ziehen. Es gibt Anzeigen, dass er entschlossen war, notfalls sogar eigenständig zu kapitulieren. Seine Verwundung kurz vor dem 20.07.1944 beraubte ihn seiner Handlungsfreiheit. Als er sich mit Verweis auf seinen Gesundheitszustand weigerte, wie befohlen am 10.10. nach Berlin zu kommen, nahmen diejenigen, die von einer vermeintlichen Beteiligung Rommels am Widerstand erfahren hatten, die Absage als weiteres Indiz und Eingeständnis seiner Schuld.
Erwin Rommel wurde - wie oben erwähnt - am 17.07.1944 bei einer Dienstfahrt an der Invasionsfront durch einen Tieffliegerangriff der Briten schwer verwundet. Er sah mit seiner Familie in Herrlingen seiner Genesung entgegen, obwohl die Art seiner Verwundung so ernst war, dass irgendeine Wiederaufnahme seines militärischen Dienstes nicht mehr denkbar gewesen wäre. Am 13.10.1944 unternahm er nach langer Zeit wieder einen Ausflug mit seiner Frau ins Allgäu. Als das Ehepaar abends heimkehrte, empfing Rommel eine schwerwiegende Nachricht. General Burgdorf, Chef des Heerespersonalamtes, hatte angerufen und angekündigt, er werde am darauffolgenden Samstag zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr in Herrlingen in Begleitung eines weiteren Herren zu einer wichtigen Besprechung eintreffen. Ohne es sich nach außen anmerken zu lassen, ahnte Rommel Schlimmstes. Als am Vormittag des 14.10. sein 15-jähriger Sohn Manfred, der damals schon Dienst bei der Heimatflak tat, im elterlichen Hause zum Wochenende eintraf, nahm ihn sein Vater beiseite und sagte, wie Manfred Rommel später berichtete: "Vielleicht bin ich heute Abend schon tot!". Diese furchtbare Ahnung sollte den fast 53jährigen Marschall nicht getrogen haben.
Dann lief das Geschehen wie ein Uhrwerk ab: Pünktlich um 12.00 Uhr erschien General Burgdorf in Begleitung des Generals Maisel im Hause Rommel. Nach einer förmlichen Begrüßung, die beiden Herren behielten ihre Mäntel an, und nachdem sich Lucie Rommel sofort zurückgezogen hatte, erklärte Burgdorf, er habe den Auftrag des "Führers" Adolf Hitler, Rommel wegen seiner Beteiligung an den Vorbereitungen des Attentats vom 20. Juli aufzusuchen. Aus einem zweiseitigen Protokoll verlas Burgdorf dann mehrere Aussagen inzwischen verhafteter Widerständler, die Rommel schwer belasteten. Unmittelbar darauf stellte ihn General Burgdorf vor die Wahl: Selbstmord oder Verhandlung vor dem Volksgerichtshof! Rommel ging erregt im Zimmer auf und ab und erklärte dann: "Ich werde die Konsequenzen ziehen!". Maisel verließ nun den Raum und Burgdorf sprach unter vier Augen zum Feldmarschall. Er habe, sollte sich Rommel für Selbstmord entscheiden, eine Kapsel Zyankali bei sich, mit der er sich das Leben nehmen könne. Geschehe dies, so werde seine Familie nicht verfolgt, könne im Hause weiter wohnen bleiben und Rommel werde "in allen Ehren" beigesetzt. Rommel hatte sich entschieden. Er bat, sich von Frau und Sohn verabschieden zu dürfen. Zu seiner Frau, die sich in einem Zimmer des ersten Stocks aufhielt, sagte er, eigentlich schon abwesend: "In einer Viertelstunde bin ich tot!". Danach – so berichtet sein Adjutant Hauptmann Aldinger – ging der Marschall im Erdgeschoß auf ihn zu und sprach, fast tonlos: "Aldinger, jetzt ist das Ende da..." und weiter: "... Ich fühle mich unschuldig. Ich bin nicht beteiligt an dem Attentat. Ich habe in meinem ganzen Leben dem Vaterland gedient und das Beste getan. Grüßen Sie mir mein schwäbisches Volk und besonders meine lieben alten Gebirgler...". Als letztes nahm er seinen Feldmarschallstab, drückte seinem Sohn die Schlüssel in die Hand und ging zum Wagen der Generäle. Er setzte sich hinten rechts in den Fond des Mercedes neben Burgdorf. Maisel saß schon neben dem Fahrer Doose, einem Angehörigen der SS. Ohne dass Rommel sich noch einmal umwandte, fuhren sie los. Nach etwa einem Kilometer hatte man die letzten Häuser Herrlingens hinter sich gelassen und hielt neben einem kleinen Waldstück. Burgdorf forderte General Maisel und den Fahrer auf, den Wagen zu verlassen und dem Feldweg folgend ein Stück des Weges in Richtung des nächsten Dorfes Wippingen zu gehen. Er werde sie dann zurückrufen.
Schon nach wenigen Minuten geschah dies. Beide sahen Rommel in sich zusammengesunken leblos hinten im Wagen sitzen. Seine Mütze war heruntergeglitten. Mit hoher Geschwindigkeit ging es dann nach Ulm und zum dortigen Lazarett in der Wagnerschule. Die Leiche wurde in den Operationssaal getragen, wo der dort Dienst habende Stabsarzt den Tod Rommels feststellen sollte. Burgdorf erklärte, Rommel habe auf der Fahrt eine Herzattacke erlitten. Burgdorf fuhr darauf unverzüglich zum Stadtkommandanten von Ulm und meldete telefonisch an Marschall Keitel den Vollzug seines Auftrags.
Den Totenschein ließ man, zwangsweise, mit dem erlogenen Text ausfüllen: "Herzschlag als Folge eines im Westen erlittenen Dienstunfalls". Die Täuschung wurde konsequent fortgeführt und am 18.10.1944 fand der inszenierte Trauerakt im Ulmer Rathaus statt. Über dem auf einer Geschützlafette angefahrenen Sarg lag die Reichstagsflagge, der Marschallstab sowie Helm und Degen. Auf einem großen Ordenskissen waren die ehrenden Insignien von Rommels irdischem Ruhm ausgebreitet. Lucie Rommel und ihr Sohn Manfred, die die Wahrheit kannten, saßen mit zu Stein erstarrten Mienen in der ersten Reihe. Hitler und Generalfeldmarschall von Rundstedt lobten ihn in den Folgetagen nach seinem Tod als Helden.
(Quelle: Afrika-Korps.de)
Beigesetzt wurde Erwin Rommel anschließend auf dem Friedhof der St. Andreaskirche in Herrlingen. Heute befindet sich das Grab, wo auch Rommels Ehefrau später beigesetzt wurde, unter einer Baumgruppe unterhalb der Kirche. Es wird von einem hölzernen Grabmal geschmückt, auf dem sein Name eingeschnitzt ist. Auf dem Grabmal thront eine Abbildung des Eisernen Kreuzes.
Bis heute treffen sich an Rommels Todestag Veteranen der Wehrmacht und der Alliierten, um sein Grab und die Gedenkstätte an dem Platz, an dem er starb, zu besuchen.
Exakt an dem Ort, an dem sich Rommel töten musste, wurde eine Gedenkstätte errichtet. Sie ist für Ortsunkundige etwas schwer zu finden: Von Ulm kommend befährt man die B28 in Richtung Blaubeuren durch Blaustein und Herrlingen. Nach dem Herrlinger Bahnhof und nach der Erwin-Rommel-Steige fährt man rechts die Steige in Richtung Wippingen hoch. Auf der Steige geht dann nach rechts eine Straße ab ins Wohngebiet Birkebene. Dort biegt man ab und fährt gleich den ersten Feldweg links hinein. Nach ungefähr 700 m erscheint dann auf der rechten Seite der Ort, an den das Oberkommando der Wehrmacht Erwin Rommel vor über 60 Jahren gefahren hat.
Rommel wird noch heute bewundert für seine taktische Verwegenheit, seine Führungspersönlichkeit und seine überraschenden militärischen Züge im Zweiten Weltkrieg. Kritisiert wird sein Ungestüm, seine Sturheit bei Lagebeurteilungen, die vielen Soldaten das Leben kostete, und seine manchmal übertriebene militärische Sichtweise, vor allem seine Unkontrollierbarkeit, die er in Afrika und Frankreich mehrfach unter Beweis stellte.
Einerseits stilisierten ihn vor allem die Briten zum "Wüstenfuchs" und die NS-Propaganda feierte den erfahrenen Generalfeldmarschall als "Volkshelden". Andererseits meinten führende Widerständler, Rommel für ihre Ziele gewinnen zu können. Am Ende gelang es, den General bei "seinem" Führer in Misskredit zu bringen. Dazu hatte er selbst beigetragen. Er hatte sich Neider und Gegner in der Wehrmachtsführung geschaffen sowie mit Gegenvorstellungen zu militärischen Optionen sogar Hitler persönlich ungehalten gemacht. Es kam seinen Gegnern gerade recht, Rommel in die Nähe des Kreises der Widerständler und des Attentats vom 20.07.1944 rücken zu können. Dies führte zu seinem erzwungenen Suizid.
Bekannte Zitate von Erwin Rommel:
"Vergießt Schweiß, kein Blut!"
"Geführt wird vorne".
Anmerkung:
Die an Rommels Tod indirekt Beteiligten sollten nicht allzu lange weitergelebt haben: General Wilhelm Burgdorf beging am 02.05.1945 im Führerbunker in Berlin Selbstmord; Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel wurde als Kriegsverbrecher in Nürnberg zum Tode am Galgen verurteilt und am 16.10.1946 gehenkt. Über General Maisel ist nichts bekannt.
Rommels Adjudant Hermann Aldinger überlebte und starb nach einer Karriere als Kommandant der Luftwaffenausbildungsbrigade 4 in Fürstenfeldbruck am 01.11.1993.
Rommels Sohn Manfred machte 1947 sein Abitur in Biberach an der Riß und studierte in Tübingen Rechts- und Staatswissenschaften. 1959 wurde er Regierungsrat in der Landesverwaltung. 1971 wechselte er als Ministerialdirektor ins Finanzministerium und wurde dort später Staatssekretär. 1974 wurde Manfred Rommel zum Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart gewählt, was er 22 Jahre lang blieb. Er besitzt einen eigenwilligen Sinn für Humor, hat als Autor bereits mehrere Bücher verfasst und ist nach wie vor ein gefragter Redner und Kolumnist.